Koordination Offshore

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Koordination Offshore

Beim Bau von Offshore-Windparks handelt es sich um Großprojekte, die von einer hohen Anzahl Offshore-Beschäftigter und weiterer Akteure sowie von komplexen Arbeits- und Organisationsprozessen geprägt sind. Eine solche Komplexität erfordert die Koordination von Personal, Firmen, Gewerken, Prozessen und Maßnahmen in Hinblick auf die Gesundheit und Sicherheit der Menschen sowie auf den Umweltschutz, zusammengefasst HSE-Koordination.

Trotz der dynamischen Entwicklung der Offshore-Windindustrie in Deutschland in den vergangenen Jahren existierten lange Zeit kaum wissenschaftliche Erkenntnisse in Bezug auf die Arbeitsbedingungen, die Organisationsstrukturen und die Art und Weise, in der HSE-Koordination in Windparks praktiziert wird. Ziel des Teilvorhabens „Entwicklung und Erprobung eines unternehmensübergreifenden Modells zur optimierten Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordination“ der von Lieberman GmbH war es, die Koordination des Sicherheits- und Gesundheitsschutzes auf Offshore-Baustellen zu optimieren und dafür ein Handbuch für lernende Unternehmen auf Basis einer Analyse der Ist-Situation von Sicherheit und Gesundheit in der Offshore-Windindustrie abzuleiten sowie eine mobilen Applikation für Beschäftigte und Verantwortliche für Sicherheit und Gesundheitsschutz zu entwickeln.

Es wurden dabei fünf Teilziele verfolgt:

  1. Erhebung und Beschreibung des Status Quo der bestehenden Koordinationsaufgaben im Sicherheits- und Gesundheitsschutz auf Baustellen.
  2. Erstellung einer Bedarfsanalyse für die Bestellung eines übergeordneten Koordinators für Sicherheits- und Gesundheitsschutz auf Offshore-Baustellen, Ableitung einer entsprechenden Funktionsbeschreibung und der personellen Anforderungen an den Koordinator sowie strukturelle Anforderungen an die Organisation der Baustelle und der Bauabläufe.
  3. Ableitung praxistauglicher, ingenieurtechnischer Werkzeuge zur Entscheidungs- und Umsetzungsunterstützung des Koordinators und quantitative Beschreibung der erschwerenden Bedingungen auf See.
  4. Optimierung der „Koordination“ auf Basis einer Analyse der wesentlichen Kriterien für die Funktionalität der Koordination als Bestandteil einer umfassenden und typischen Sicherheitsarchitektur für Offshore Windenergie-Projekte und Erarbeitung von Lösungen, welche die Koordination auf Baustellen in der Offshore-Branche zukünftig effizienter gestalten sollen, in einem Handbuch.
  5. Test und Umsetzung der entwickelten Konzepte und des Handbuches.

Zentrale Themen, die in dem Teilvorhaben adressiert wurden, waren:

  • Definition von Randbedingungen, die die Erreichbarkeit auf See einschränken.
  • Ableitung relevanter messbarer Größen (u.a. signifikante/maximale Wellenhöhe, Wellenlänge, Zusammenwirken mit Windrichtung und -geschwindigkeit).
  • Berechnung der statistischen Eintrittswahrscheinlichkeiten der Kombinationen der oben genannten Parameter.
  • Analyse der Auswirkungen der ermittelten Werte auf die Ziele des Teilvorhabens.
  • Entwicklung und Test einer Softwareapplikation zur mobilen digitalen Unterstützung des Sicherheitsmanagements.

Im Teilvorhaben der von Lieberman GmbH wurden die oben genannten Fragen beantwortet und im Handbuch „Koordination“ zusammengefasst. Der Status Quo der Arbeitssicherheit, der HSE-Koordination sowie auch der Lernkultur wurde zunächst mittels einer Literaturrecherche erfasst. Wissenslücken wurden anschließend durch strukturierte Befragungen von Experten und Beschäftigten der Branche geschlossen. Aus den gewonnenen Erkenntnissen wurden dann Ansätze und Modelle zur Optimierung der HSE-Koordination abgeleitet. Mit der App wurde ein mögliches Werkzeug zur Umsetzung der Ansätze und Modelle bereitgestellt.


Bau, Betrieb und Instandhaltung (O&M) sowie der Rückbau von Offshore-Windparks sind anspruchsvolle Projekte – nicht nur aus wirtschaftlicher, sondern vor allem aus gesundheitlicher, sicherheitstechnischer und ökologischer Sicht (HSE). Bei Arbeitsplätzen fernab vom Festland mit schlechten Rettungsmöglichkeiten und gefährlichen Aufgaben, entsteht die Notwendigkeit, wirksame Maßnahmen zur Gewährleistung der Gesundheit und Sicherheit des Personals zu ergreifen. Ein wichtiger Faktor zur Erreichung dieser Ziele ist die Aufgabe der Koordination. Das Personal verschiedener Firmen und Gewerke muss so koordiniert werden, dass es sich nicht gegenseitig stört oder schädigt. Im Rahmen dieses Teilprojektes wurde der derzeitige Stand der HSE-Koordination anhand  von Interviews zu diesem Thema durch die Befragung von Experten und Mitarbeitern der Branche ermittelt.


Die Analyse der Interviewergebnisse ergab, dass bei insgesamt positiver Einschätzung des aktuellen Gesundheits- und Sicherheitszustandes, mangelnde Kommunikation innerhalb und zwischen den Unternehmen, unklare Organisationsstrukturen, inkohärente Berufsbezeichnungen sowie eine unklare und verbesserungsfähige Verteilung von Verantwortlichkeiten und Kompetenzen besondere Herausforderungen sind. Besonders in außergewöhnlichen Situationen, z.B. bei Starkwetterereignissen oder Arbeitsunfällen müssen Abläufe und Verantwortungen vollständig geklärt sein. Einige Befragte kritisierten darüber hinaus HSE-Koordinatoren und -Manager wegen mangelnder Offshore-Erfahrung und Kommunikationsfähigkeit sowie mangelnder Präsenz auf der Offshore-Baustelle.


Es ist entsprechend eine Koordination gefordert, die Verbesserungen unter Berücksichtigung der heterogenen Organisationsstrukturen von Offshore-Windprojekten und des komplexen regulatorischen Rahmens erreicht und aufrechterhält. Im Rahmen des Forschungsprojektes wurden verschiedene koordinationsoptimierende Maßnahmen entwickelt:

  1. Es wurde ein Modell eines branchenspezifischen einheitlichen HSE-Koordinators erstellt, der notwendige und hilfreiche Funktionen und Kompetenzen zusammenfasst.
  2. Es wurden Monte-Carlo-Simulationen durchgeführt, die einen Windpark während der Betriebs- und Wartungsphase modellierten,  um die Wechselwirkungen zwischen Sicherheitseinschränkungen und wirtschaftlichen Leistungsindikatoren zu untersuchen und so Informationen zu sammeln, die HSE-Koordinatoren und anderen Verantwortlichen bei der Entscheidungsfindung helfen können.
  3. Es wurde eine Anwendung für mobile Geräte entwickelt, mit der die HSE-Koordination unterstützt sowie die Kommunikation und Information aller an Offshore-Arbeiten beteiligten Personen durch speziell entwickelte Funktionen verbessert werden kann.
  4. Es wurde ein praktisches Handbuch zur Unterstützung der HSE-Koordinatoren, insbesondere in der Anfangsphase ihrer Tätigkeit, erstellt, das die gewonnenen Informationen und Ergebnisse enthält.